René, ein unglaublicher Saisonstart mit 6:0 Punkten und dem zweiten Tabellenplatz. Wie ist das möglich?
René Deitert: Ich glaube, das kann man mit Worten gar nicht erklären. Die Stimmung in der Mannschaft ist einfach so klasse. Es ist jedes Mal ein "Kampfakt", den die Mannschaft betreibt. Wenn man bedenkt, dass wir die Woche über mit sechs Leuten trainieren – unvorstellbar! Am Spieltag sind aber erfreulicherweise immer alle in der Halle, was natürlich enorm wichtig für den Zusammenhalt ist. Außerdem wird in der Kabine vor dem Spiel gesungen, das hat schon Tradition.
Bedeutet das, dass wir noch mehr erwarten dürfen, wenn die Mannschaft wieder komplett ist?
René Deitert: Nein, definitiv nicht! Ich glaube, wenn wir mit Eva Breuer unser "normales" System wieder spielen, wird unser Spiel ansehnlicher sein, aber nicht unbedingt effektiver. Geht ja auch gar nicht bei 6:0 Punkten. Soll heißen: Bisher konzentrierten wir uns aufs Kämpfen, nicht aufs Handballspielen und Gewinnen. Das wird sich ändern.
Was bedeutet das genau?
René Deitert: Wie ich schon sagte: Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht. Das heißt aber nicht, dass sich unsere Handballphilosophie komplett verändert hat. Wir spielen zur Zeit so, weil wir so spielen müssen. Es gefällt uns allen, glaube ich, nicht so richtig. Außer natürlich die zwei Punkte am Ende der 60 Minuten.
Wie geht's nun weiter?
René Deitert: Wir machen jetzt erst einmal "Pause"! Die Mädels bekommen ein individuelles Fitnessprogramm für die kommenden Tage, und dann erst geht's weiter mit Halleneinheiten. Viele Spielerinnen werden sich physiotherapeutisch behandeln lassen. Eva Frank laboriert beispielsweise schon seit Wochen an Rückenproblemen. Über die nicht Wettkampffähigen brauchen wir wohl nicht zu sprechen. Am 11.10.06 hoffe ich dann alle Spielerinnen wieder an Bord zu haben.
Ein Satz zu Christine Schreiber: Rücktritt vom Rücktritt?
René Deitert: So könnte man es nennen. "Tine" ist in die Bresche gesprungen, hat Blut geleckt und gehört seither wieder offiziell zum Team.
Wie viel des Erfolgs verdanken Du und die Mädels Herrn Jean Troquet?
René Deitert: Es ist wohl nicht möglich, dies in Prozent auszudrücken, aber ich glaube, dass er einen großen Anteil daran besitzt. Jean ist einer der besten Trainer, die ich kenne, und er hat die Mädels in wenigen Wochen um einiges weiter gebracht. Natürlich stehen die Spielerinnen auf dem Feld und kämpfen um die Punkte, aber die Vorbereitung oblag natürlich den Verantwortlichen.
Die Vorbereitung worauf? Aufs Spiel oder auf die Saison?
René Deitert: Sowohl als auch. In der Vorbereitung zur Saison geht es insbesondere darum, die Spielerinnen fit zu machen, Spielkonzeptionen zu entwickeln und ein gesundes Miteinander aufzubauen. In der Vorbereitung aufs Spiel stehen dann Gegner-spezifische Dinge auf dem Trainingsplan. Schließlich ist es die Aufgabe des Trainers, Spiele zu analysieren und geeignete Mittel gegen die Stärken des Gegners zu finden. Das funktioniert natürlich nicht immer, sonst würden wohl alle Spiele unentschieden ausgehen. Gegen Schwarz-Rot im ersten Spiel war es allerdings schon ausschlaggebend.
Wie lautet den nun die Zielsetzung der Mannschaft? Gegen den Abstieg spielt der BTB doch nicht mehr, oder?
René Deitert: Was denn sonst? In den letzten zwei Jahren ist meine "Überheblichkeit" angeprangert worden. Ziel war es, aus der Landesliga in die Oberliga aufzusteigen. In zwei Jahren. Erklärtes und ganz öffentliches Ziel. Wir sind deswegen in fremden Hallen als arrogant und überheblich betitelt worden, weil wir unsere Ziele klar formuliert haben und dennoch unglaublichen Spaß hatten. Jetzt haben wir ein neues Ziel und jeder sagt: "Ihr stapelt aber tief!"
Wenn ich nächste Woche in der Presse bekannt geben würde, dass wir jetzt um den Aufstieg spielen wollten, hätte ich die gleichen Leute wieder auf der Matte stehen, die dann sagen würden: "Das ist aber etwas hochgestochen!" Wir versuchen, möglichst viele Punkte zu holen, und wenn wir als Aufsteiger am Ende der Saison Sechster sind, freuen wir uns. Sind wir Zehnter und steigen nicht ab, haben wir unser Ziel auch erreicht. Niemand sollte vergessen, dass wir mit eben dieser Mannschaft vor19 Monaten noch in der Landesliga gespielt haben.
Zur letzten Frage, die wahrscheinlich die meisten Leute interessiert. Ich habe gelesen, Du hast Dein Torwarttrikot immer erst nach der Hin- bzw. Rückrunde gewaschen?
René Deitert: Ja, dass stimmt. Ich bin ein sehr gläubiger und in sportlicher Hinsicht ein wirklich abergläubiger Mensch – deshalb sollte auch niemand erfahren, wie es mit den Strümpfen und meinem Suspensorium war.